Besuch der Grünen Kreistagsfraktion im Biomassezentrum Buchen

Es war windig, es war kalt. Der Name ”Badisch Sibirien” machte uns Anfang Oktober 2020 beim Biomassezentrum in Buchen, im Neckar-Odenwald-Kreis alle Ehre.

Wir, eine Delegation der Kreistagsfraktion von B90/Die Grünen des Landkreises Karlsruhe, staunten nicht schlecht als Christian Gramlich uns eine Maschine praxisnah präsentierte, die Kohle aus Pflanzenschnitt mittels Pyrolyse produziert. Tonnenweise Kohle. Nein hier geht es nicht um die eigentlich ausgediente Stein- bzw. Braunkohle, sondern hier geht es um Pflanzenkohle. Die Maschine, etwa so groß wie ein Überseecontainer, erklärte uns Herr Gramlich, ist eine Anlage des deutschen Herstellers Pyreg GmbH. Regionale Biomasse, wie Grünschnitt oder Hackschnitzel werden damit zu Pflanzenkohle veredelt. Dabei arbeitet diese Anlage nach dem Prinzip der Trockenen Karbonisierung, das dem, was die Köhler früher im Wald getan hatten, sehr ähnlich ist. Die eingesetzte Biomasse wird bei ca. 800 °C verkohlt und nicht verbrannt. Bei einem Materialeinsatz von rund 800 t regionaler Biomasse entstehen so ca. 200 t Pflanzenkohle pro Jahr, eine kleinteilige, schwarze, geruchsfreie Masse, ähnlich einer Grillholzkohle.

Die Pflanzenkohle aus Buchen ist zertifiziert nach dem European Biochar Certificate (EBC). Die Einsatzmöglichkeiten sind vielfältig: Sie dient der Tiergesundheit als Futtermittelzusatz und als Stall-Einstreu zur Verbesserung des Stallklimas, reduziert Ammoniak- und Methanemissionen, sowie der Fixierung von Nährstoffen. Beim Einsatz in der Landwirtschaft ist Pflanzenkohle wertvoll bei der Kompostierung und bei der Verbesserung der Ackerböden durch einen schnelleren Humusaufbau. Auch in privaten Gärten ist die Pflanzenkohle für die Bodenverbesserung und die hohe Wasserspeicherkapazität inzwischen bekannt und beliebt. Eine dauerhafte Bindung von CO2 entlastet die Atmosphäre: eine Tonne Pflanzenkohle kann die 3-fache Menge an CO2 im Boden “festhalten” bzw. binden.

Wir waren begeistert als wir das Ergebnis eines langen Kompostierprozesses zusammen mit der Pflanzenkohle im Biomassezentrum sahen: Meterweise zu kleinen Dämmen aufgehäufte TERRA PRETA, das übersetzt schwarze Erde bedeutet. Schon die Amazonas-Indianer konnten vor ca. 2.000 Jahren mit der Herstellung dieser Wundererde erfolgreich Ackerbau betreiben, denn dieser äußerst fruchtbare schwarze Boden hat ein sehr hohes Wasser- und Nährstoffspeichervermögen und bindet langfristig CO2 aus der Atmosphäre.

Die Grüne Fraktion nahm dankend die schon bereitgestellten Proben an, die im Biomassezentrum aus den Pflanzenresten der Grünschnittplätze des Landkreises Neckar-Odenwald teilweise auch unter Zugabe von „Geschenken“ aus der Pferdehaltung produziert werden: Nährhumus, Terra Preta und reine Pflanzenkohle. Wir sind uns in der Fraktion einig, dass die Herstellung und Nutzung von Pflanzenkohle und Terra Preta eine wichtige Maßnahme gegen den Klimawandel darstellt und auch im Landkreis Karlsruhe produziert werden sollte. Es gibt im gesamten Landkreis Karlsruhe sehr viele Grünschnittsammelplätze, Pflanzenmaterial wäre damit ausreichend vorhanden.

Wir werden in loser Folge die Vorteile der Pflanzenkohle und deren Anwendungsmöglichkeiten vorstellen.

Quelle: awn-online.de, terra-preta.de, pflanzenkohle.de

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