Grün wählen! Für Klimaschutz und Demokratie 1. November 201924. März 2020 Hier und jetzt – für hier und morgen – Meine 8 Tage im Wahlkampfurlaub in Thüringen Meine Fahrt nach Erfurt zur Unterstützung und Mithilfe im Wahlkampf der Grünen für die Landtagswahl am 27.10.2019. Unterkunft ist im Wahlkampfcamp der Grünen im Zentrum von Erfurt. Bin gespannt auf das, was mich alles erwarten wird. Thüringen ist im Vergleich zu Baden-Württemberg von der Fläche knapp halb so groß, und hat mit 2,2 Millionen Einwohnern nur 1/5 der Bevölkerung von BadenWürttemberg. Erfurt und Jena blühen, Weimar und Eisenach sind attraktive und beliebte Touristenziele, doch weite Teile Thüringens sind abgehängt. „Viele Alte und viele Männer, wenig Junge und wenig Frauen, hohe Abwanderung von Jungen und Qualifizierten in urbane Ballungsräume“, so die Beschreibung der demografischen Entwicklung in Thüringen in einem Zeitungsartikel (BNN v. 4.10.19). Diese Kluft zwischen Stadt und Land schwächt die Lebensqualität und wirkt sich destabilisierend auf das soziale Leben in Thüringen. Die Lebenssituation der Menschen in den pulsierenden Städten und im dünn besiedelten ländlichen Raum mit mangelnder Infrastruktur wird im Wählerverhalten sichtbar werden. Karlsruhe – Erfurt. Nach viereinhalb Stunden Bahnfahrt bin ich am Zielort Erfurt angekommen, der Landeshauptstadt von Thüringen. Auf dem Bahnhofsvorplatz lese ich den Schriftzug, „WILLY BRANDT ANS FENSTER“ auf dem Dach eines großen sanierten Hauses aus der Gründerzeit. Erinnerung an den Besuch Willy Brandts 1970 zum Erfurter Treffen, dem Auftakt der deutsch-deutschen Entspannungspolitik. Ich höre immer noch den Ruf tausender DDR-Bürger nach Freiheit und Demokratie. Und heute ist der Ruf der Grünen in Thüringen auf den Plakaten: „Grün wählen! Für Klimaschutz und Demokratie.“ Mit Haltung gegen Spaltung Mit 2 Euro durchs Land. -Das Thüringen Ticket- Mit Bauernhöfen gegen Tierfabriken Und auf jedem Plakat der Zusatz: Hier und jetzt – für hier und morgen Plakatieren Nach der Ankunft geht’s gleich mit Plakatierung in der Innenstadt los. Mit Georg aus Bayern hatte ich einen tollen Partner. Sein grünes Herz ist voll von Engagement. Seine praktische Wahlerfahrung auch beim Plakate anbringen teilt er: Ausreichend Kabelbinder und Klebestreifen mitnehmen, Zange nicht vergessen, kleine Leiter um Plakate hochzuschieben, einen guten Blick für Masten. Dank Georg aus München sind Plakate anbringen an dünnen oder dicken Masten für mich kein Problem mehr. Nicht nur in Erfurt plakatierten wir, sondern in den folgenden Tagen auch in Weimar, Taubach und ca. 100 Kilometer entfernt im ländlichen Raum in mehreren Orten im Eichsfeld. Auf einer App haben wir die Standorte der Plakate im Smartphone dokumentiert, sie müssen ja auch wieder abgehängt werden. Haustürwahlkampf Weiterer Schwerpunkt unserer Aufgaben ist der Haustürwahlkampf. Zu sechst gehen wir los und teilen uns die Straßen auf. „Darf ich Ihnen Informationen von den Grünen zur Landtagswahl am 27. Oktober geben?“ – so spreche ich immer wieder in die Haussprechanlage. Offenheit, Anregungen, aber auch: „Lassen Sie mich in Ruhe mit dieser Sache“ erhalte ich als Reaktion. Georg sagte mir, dass Haustürwahlkampf in München 1,5–2 mehr an Prozentpunkten bringe, wenn er gut vorbereitet, öffentlich angekündigt ist und lokale Promis mitmachen. Er gibt uns eine Schulung über Wahlkampf bzw. Haustürwahlkampf. Er unterrichtet mit seinem Knowhow Stadt- und Kreisverbände. Seine nächste große Aufgabe sind die Kommunalwahlen und die OB Wahl mit einer Grünen Kandidatin in München im März 2020. Verteilung Flyer Für den Wahlkampf in Weimar, einer Stadt mit großer Geschichte und vielen Touristen, verteilen wir Hunderte von Flyern für die 26jährige Direktkandidatin Ann-Sophie Bohm-Eisenbrandt. Da ich sie persönlich kennengelernt habe, konnte ich beim Verteilen und bei den Gesprächen für sie auch gut werben. Abends werden wir von unserem jüngsten Wahlkampfurlauber in der Mitmachzentrale, Johannes, 23 Jahre, Politikstudent in Marburg und Hobbykoch mit einem leckeren Essen verwöhnt. Im MDR schauen wir gemeinsam eine Diskussion der Spitzenkandidierenden an. Bodo Ramelow, Wolfgang Tiefensee, Anja Siegesmund, Mike Mohring, Björn Höcke u.a. stellen sich den Fragen der JournalistInnen. Mich freut besonders, dass unsere Spitzenkandidatin, Umweltministerin Anja Siegesmund, ein großes grünes Herz hat, überzeugt und mit Sachkenntnis glänzt. In Thüringen regiert seit 5 Jahren mit einer Stimme Mehrheit eine Rot-Rot-Grüne Koalition (46 von 91 Sitzen). In der Wahlprognose 14 Tage vor der Wahl haben die Grünen 7%. Veranstaltungen Bei drei „TOWNHALLS – Stell uns deine Fragen“ – war ich dabei: Grüne stehen auf einem Podest in der Mitte, drumherum sitzt das Publikum. Nach kurzen Einstiegsimpulsen der jeweiligen Direktkandidierenden des Wahlkreises und eines „Prominenten“ folgen Fragen aus dem Publikum. Jede Frage wird beantwortet. An allen Orten wurden viele Fragen gestellt. Die Besucherzahl der Veranstaltungen lag zwischen 30 und 150 vorwiegend jüngere Frauen und Männer. „Stell uns deine Fragen – wir antworten“, ein basisdemokratisches Format. Ich erlebe die Methode bürgernah, lebendig, kurzweilig und gut moderiert. Wir vom Wahlkampfteam richten die Säle, begrüßen die Leute und achten, dass die Veranstaltung gut „rutscht“. TOWNHALL in Weimar mit unserer Vorsitzenden Annalena Baerbock und Dirk Adams, Spitzenkanditat und Fraktionsvorsitzender im Landtag. Annalena Baerbock überzeugte durch ihre aufmerksame Persönlichkeit und umfangreiche Sachkenntnisse. Zwei kernige Aussagen von ihr: „Nicht Klimaschutz kostet mehr, sondern nichts dagegen zu tun“ „3 Tipps für Gespräche mit Rechts: Nicht mit dem Niveau runter gehen, sachlich bleiben, Standpunkte haben.“ Ich mag ihre unerschrocken lebendige Art mit Menschen zu sprechen. Die zweite „TOWNHALL“ war wieder mit Annalena Baerbock, diesmal in Jena. Mit dabei war Anja Siegesmund, Umweltministerin von Thüringen und Direktkandidatin für Jena, Wahlkreis I und Kathleen Lützkendorf, Direktkandidatin für den Wahlkreis II. „Ein Klimapäckchen“ hat Berlin verabschiedet, sagt die thüringische Umweltministerin und wirbt für die Mobilitätsgarantie. Der Zusammenhalt zwischen Stadt und Land muss gestärkt werden, ein Supergau mit Atomkraft darf nie wieder sein, deshalb sei z.B. Windenergie aktuell wichtig. Windräder können auch wieder abgebaut werden, wenn es eine bessere Energiegewinnung gibt. Windenergie sei auch ein Jobmotor. Eine sozial–ökologische Landwirtschaft brauchen wir. Wir brauchen ein anderes, ein nachhaltiges Wachstum. Das ist ein „Mehrwert für die Gesellschaft.“ Bei meiner dritten „TOWNHALL“-Veranstaltung wieder in Jena mit den beiden Spitzenkandidatinnen von Jena, war auch Cem Özdemir, der Vorsitzende des Verkehrsausschusses des Deutschen Bundestags dabei. Themen und Fragen über Mobilität, Infrastruktur, Landwirtschaft. Cem kritisierte die Politik der letzten CSU Bundesverkehrsminister. Verkehrsminister Scheuer gefährde den Auto-Standort Deutschland, weil er den Anschluss an Zukunftstechnologien versäume. Er verwies auf das Übereinkommen der Pariser Klimaschutzkonferenz 2015 von 195 Ländern hin, die Erderwärmung deutlich durch Maßnahmen zu senken. Klimaschutz ist unsere Chance und die Zukunft unserer Kinder. Wir sind die viertgrößte Volkswirtschaft der Welt, da heißt es rechtzeitig umsteuern. Das E–Auto sei nicht ideal, aber momentan die bessere Lösung. Er betonte, dass die Abkehr von den fossilen Energien auch wichtig sei, um Abhängigkeiten von Diktaturen wie SaudiArabien zu stoppen. Einen „Bayrischen Abend“ in Weimar mit Katharina Schulze, Fraktionsvorsitzende im bayerischen Landtag und der Direktkandidierenden von Weimar II Ann-Sophie Bohm-Eisenbrandt hatten wir auch vorzubereiten. Katharina Schulze wirbt für eine bessere Mobilität und Ausbau der Schnellstrecken und Nachtzugverbindungen der DB. Der ICE Sprinter von München nach Berlin braucht unter 4 Stunden. Das ist eine komfortable Alternative gegenüber Auto und Flugzeug. Mit einer attraktiven Mobilitätsgarantie soll die Fläche miteinbezogen werden und das Umsteigen vom Auto zur Bahn erleichtern. Als Fraktionsvorsitzende in Bayern führt sie Polizeikongresse durch. Es geht ihr dabei um die Frage, was eine nachhaltige Innen- und Sicherheitspolitik leisten muss, damit die Menschen nicht nur sicher, sondern auch frei leben können. Sie erläuterte den Fragenden, wie die moderne Polizei in Zukunft aussehen könnte. Wir Grüne sind die Partei der Bürgerrechte, der Freiheit und der öffentlichen Sicherheit. Die Sicherheit dient dabei aber der Freiheit und nicht umgekehrt. Wir wollen, dass die guten IT-Leute sich auch bei der Polizei wohl fühlen, nicht nur in der freien Wirtschaft. Katharina Schulze studierte u.a. in San Diego, USA. Sie hat im Wahlkampfteam von Barack Obama mitgearbeitet. Mein Wahlkampfpartner Georg aus München berichtete mir davon. Unerwarteter persönlicher Dank Unerwartet kam Robert Habeck in die Thüringer Mitmachzentrale = Wahlkampfbüro in Erfurt. Er dankte uns ehrenamtlichen WahlkämpferInnen für unseren Einsatz. Die Parteispitze tut ihr Bestes mit Präsenz und großem Einsatz. Wir motivieren uns gegenseitig, damit Klimaschutz und Demokratie wachsen können. Stadtrundgang in Weida im Vogtland Freitag Fahrt ins Vogtland. Ein kommunalpolitischer Stadtrundgang mit Annalena Baerbock und Anja Siegesmund und örtlichen Bürgerinnen und Bürgern in Weida erwartet uns. Auch Bürgermeister Heinz Hopfe ist dabei. Im mächtigen Bergfried Schloss Osterburg wurde das Heimatmuseum neugestaltet. Für Weida und den gesamten ländlichen Raum sind für eine positive Lebensgrundlage und Verhinderung von weiterem Wegzug Schulen, Arbeitsplätze, medizinische Versorgung, kulturelle Angebote, Geschäfte und bessere Verkehrsverbindungen unerlässlich. Marktwahlkampf Samstag Standwahlkampf auf dem Markt in Jena mit den Landtagskandidatinnen. Gespräche, Rumlaufen mit dem „Bauchladen“, verteilen von Obstnetzen, die sehr gefragt sind. Gutes Echo. In Jena machen ParteifreundInnen sogar abends von 22 – 1 Uhr einen „Kneipenwahlkampf“ oder sie stellen sich schon morgens an den Bahnhof, „Frühflyern“ wird das genannt. Sonntag, 20.10.19. Letzter Tag in Erfurt. Für einen Spaziergang durch das Erfurter Zentrum habe ich noch Zeit. Vertraute Posaunenklänge höre ich. „Gott des Himmels und der Erde…“ (Ev. Gesangbuch, Nr. 445). Woher kommen die Klänge? Ich frage einen jungen Mann. Der Posaunenchor spielt vor einer Ev. Kirche in unmittelbarer Nähe. Noch rechtzeitig erreiche ich die Reglerkirche zum Gottesdienst. Ich freue mich darüber. Ein Kind wird getauft. Ich singe und bete für das getaufte Kind und für alle Kinder dieser Welt, für Frieden, Gerechtigkeit und die Erhaltung der Schöpfung. Und danke für mein Leben. Vor der Kirche ist ein großes Plakat angebracht. „Rassismus schadet der Seele“, initiiert von der Bundesarbeitsgemeinschaft Kirche & Rechtsextremismus. Deren Grundsatz lautet: „Wir sind davon überzeugt, dass Kirche zur Gestaltung einer lebendigen Demokratie und zur Einhaltung der Menschenrechte beitragen muss.“ Abschluss meiner Grünen Tage in Erfurt ist ein spätes Frühstück gemeinsam mit den WahlkampfhelferInnen in der Mitmachzentrale. Besonderen Dank an Georg aus München. Mit seiner Planung und Organisation waren wir bestens aufgestellt für die Wahlkampftage. Gute Tage! Gute Begegnungen! Gute Erfahrungen! Und Hoffnung auf ein gutes Grünes Wahlergebnis denkt es in mir auf der Heimfahrt. Friedhelm Sauer, Pfr. i.R. Ettlingen 28.10.2019 P.S: Große Enttäuschung über das Wahlergebnis von 5,2% für uns Grüne! (2014 – 5,7 %) Das Engagement wird bleiben für unsere grünen Themen.
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