Treibhausgasneutrale Energieversorgung von Ettlingen 7. Mai 202429. Mai 2024 Der Gemeinderat hatte am 23.11.2021 mit großer Mehrheit die Fortschreibung des Klimaschutzkonzeptes für Ettlingen beschlossen. Ziel des Beschlusses ist, dass Ettlingen bis zum Jahr 2040 die Treibhausgasneutralität erreicht. Der wesentliche Hebel ist der Verzicht auf die Verbrennung von Erdgas, Öl und Kohle zur CO2-Vermeidung. Die drei Säulen des Klimaschutzes sind die Sektoren Wärme, Mobilität und Strom. Zum Erreichen des 2040-Ziels bedarf es großer Anstrengungen der gesamten Ettlinger Stadtgesellschaft – Stadt, Unternehmen, Bürger:innen, Vereine – und fördernde Rahmenbedingungen von Bund und Land. Wir GRÜNE in Ettlingen sind bereit diesen Weg engagiert mitzugestalten. Wenn wir die Lebensbedingungen unserer Kinder, Enkelkinder sowie der Natur und Umwelt erhalten wollen, gibt es keine Alternative zum Ärmelhochkrempeln. Das Stadtplanungsamt und die Stadtwerke Ettlingen GmbH haben mit wissenschaftlicher Begleitung durch das Ingenieurbüro M-Five im Rahmen des Integrierten Stadtentwicklungskonzept Ettlingens den heutigen Stand der Energiebedarfe ermittelt, die erwarteten Änderungen und Potentiale identifiziert und analysiert und ein Zielszenario für 2040 erarbeitet. Diese Ergebnisse sind die Basis für alle Transformationsprojekte, die in Ettlingen zu erörtern, zu planen und umzusetzen sind. Die wichtigsten Eckwerte: Energiebedarfe 2040 – Trend ggü. 2022– Sektor Wärme: 328 GWh ↓– Sektor Mobilität: 64 GWh ↓↓– Sektor Strom: 288 GWh ↑↑– Summe: 680 GWh ↓ Erforderliche Energieeinsparungen– Sektor Wärme: Energetische Gebäudesanierungen– Sektor Mobilität: Verlagerung auf ÖPNV, myShuttle, Radverkehr– Sektor Strom: Effizienzsteigerung von Geräten– sowie Verhaltensänderungen aller Verbraucher Im Folgenden gehe ich auf die Ettlinger Potentiale zum Ausbau erneuerbarer Energien für eine treibhausgasneutrale Stromversorgung ein. 1 Entwicklung des StrombedarfsDie Elektrifizierung in den Sektoren Mobilität (E-Fahrzeuge) und Wärme (Wärmepumpen) wird einerseits wesentlich zu der geforderten CO2-Reduktion beitragen, ist aber mit einer deutlichen Erhöhung des Strombedarfs verbunden. Außerdem ist davon auszugehen, dass elektrische Energie zur lokalen Erzeugung von grünem Wasserstoff – z.B. zur Energiespeicherung – benötigt wird. Deshalb enthält die Studie für 2040 Summa summarum einen um ca. 60 % höheren Bedarf an elektrischer Energie. 2 Potentiale erneuerbarer elektrischer EnergienZur Deckung des Strombedarfs von 288 GWh in 2040 durch erneuerbare Energien wurden in Ettlingen folgende Potentiale ermittelt:> 114 GWh/Jahr Photovoltaik auf Dächern, Freiflächen, Parkplätzen> 105 GWh/Jahr Windenergieanlagen an 3 Standorten> 13 GWh/Jahr Biogas-BlockheizkraftwerkSumme der Potentiale: 232 GWh/JahrWenn diese Potentiale alle gehoben werden, besteht trotzdem eine Deckungslücke von 56 GWh, um den jährlichen Bedarf an elektrischer Energie bereitzustellen. Jedes abgelehnte Projekt würde diese Lücke vergrößern. Von den in Ettlingen identifizierten Potentialen von 232 GWh/Jahr an erneuerbarer Energie werden bis 2024 allerdings erst 20 GWh/Jahr erreicht sein – nach Fertigstellung der im Bau befindlichen Freiflächen-PV-Anlage an der A5. Das ist kein Ruhmesblatt, denn das 1. Klimaschutzkonzept der Stadt Ettlingen wurde ja bereits am 05.07.2010 verabschiedet. In 14 Jahren wurden also nur 8,6 % der Potentiale erschlossen. Es verbleiben folglich noch 16 Jahre, um die fehlenden 91,4 % zu erschließen, somit stehen wir quasi noch am Anfang des Transformationsprozesses. 3 Ausbau der StromnetzeDer dezentrale Ausbau der erneuerbaren Energien, die Verschiebungen des Energiebedarfs der Sektoren Mobilität und Wärme hin zu mehr Strom, die Veränderung von Haushalten als reine Verbraucher hin zu Erzeugern von Solarstrom und die wachsende Anzahl Wall-Boxen zum Laden der E-Fahrzeuge haben große Auswirkungen auf das Stromverteilnetz unserer Stadt. Das hat zur Folge, dass die Stadtwerke Netz GmbH das Niederspannungsnetz und die Umspannstationen schritthaltend umbauen müssen. Je größer die Deckungslücke der selbsterzeugten Energie gegenüber dem Bedarf in Ettlingen ist, desto mehr müssen wir aus anderen Regionen Strom beziehen. Hinzu kommt, dass Sonne und Wind nicht kontinuierlich Energie bereitstellen, was große jahreszeitliche Schwankungen zur Folge hat. Zur kontinuierlichen Deckung des Ettlinger Strombedarfs wird die Rechnung somit ohne den Energiezukauf am Markt nicht aufgehen. Dies erfordert einen Anschluss des Stromverteilnetzes unserer Stadt an die im Bau befindlichen neuen Stromübertragungsnetze, um beispielsweise von der Erzeugung erneuerbarer Energien durch Windkraft im Norden Deutschlands zu profitieren. Das Ettlinger Ziel für den Energiezukauf am Markt muss sein, so wenig wie möglich, denn die Preise am Strommarkt werden weiter steigen. 4 Zentrale Rolle der Stadtwerke EttlingenDie Versorgung mit Strom, Gas und Wasser mit den dafür erforderlichen Verteilnetzen liegen in der Verantwortung der Stadtwerke Ettlingen GmbH. Wir können froh sein, dass wir in unserer Kommune die Stadtwerke haben und die Stadt Ettlingen der alleinige Gesellschafter ist. Somit hat der Gemeinderat weitestgehende Freiräume für Entscheidungen – wir müssen sie nur nutzen. Das verpflichtet aber den Gemeinderat auch die Voraussetzungen zu schaffen, dass die Kompetenzen, die Personalausstattung und insbesondere die Finanzkraft es den Stadtwerken Ettlingen ermöglicht, den großen Umfang an Projekten innerhalb der Zeitrahmens bis 2040 bearbeiten zu können. 5 BeteiligungsformenOhne das engagierte Mitwirken ALLER d.h. der Stadt, der Stadtwerke Ettlingen, der Bürgerschaft, der Unternehmen und Gewerbetreibenden sowie der Vereine wird das Erreichen der Ziele eine Illusion sein. Das erfordert intensive Dialoge über die Dringlichkeit und die Lösungen, einen konstruktiven Austausch über Chancen und Risiken aber auch intensive Beratung durch unabhängige Fachexperten z. B. der Umwelt und Energieagentur Kreis Karlsruhe. Deshalb begrüßen wir ganz ausdrücklich den begonnenen Dialogprozess Windkraft. Nach Jahren einer zu sehr emotional geführten Debatte, sollen die Fakten schlussendlich für die im Gemeinderat zu fällenden Entscheidungen ausschlaggebend sein. Neben dem Dialogprozess sind aber auch finanzielle Beteiligungsformen dringend anzubieten. Eine Weiterentwicklung der BürgerEnergiegenossenschaft bietet sich dazu an. Somit könnte ein wesentlicher Beitrag zur Finanzierung der Großprojekte durch Unternehmen und Bürger:innen geleistet werden, die dann als Gegenleistung zu günstigeren Preisen ihren Strom beziehen oder an den finanziellen Ergebnissen beteiligt sein würden. Wir GRÜNE in Ettlingen haben die Ärmel hochgekrempelt und bauen auf Ihre Unterstützung. Ihr Reinhard Schrieber Bündnis90/DIE GRÜNENFraktionsvorsitzender im Gemeinderat EttlingenAufsichtsratsmitglied der Stadtwerke Ettlingen GmbHPhotovoltaikbotschafter der Umwelt und Energieagentur Kreis Karlsruhe mail: reinhard.schrieber@ettlingen.demobil: 0173-6600971
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