„Wenn du es nicht reparieren kannst, gehört es dir nicht“

Dieses Zitat des amerikanischen Reparaturfreaks Kyle Wiens war einer der Kernsätze im Beitrag von Kai Keune im Rahmen der Veranstaltung „Recht auf Reparatur“ am 21. Oktober Eingeladen hatte der Ortsverband Karlsbad/Marxzell/Waldbronn Bündnis 90/Die Grünen und Vorsitzende Brigitte Kalkofen konnte an dem Abend viele Interessierte begrüßen.

Für unseren Landtagskandidaten Kai Keune, gehört das Thema zu seinen kernkompetenzen, beschäftigt er sich doch beruflich u.a. auch mit nachhaltiger Produktion und Reparaturmöglichkeiten. Er nahm seine Zuhörerschaft zunächst mit in einen spannenden Ausflug in die Geschichte der Elektronik

Am Beginn des elektrischen und später elektronischen Zeitalters stand die Glühbirne. Sie wurde Ende des 19. Jahrhunderts erfunden. Als Sinnbild der Langlebigkeit der ersten Glühbirnen dient ein Exemplar aus dem Jahr 1901, das in einer Feuerwache in Kaliforniern noch heute leuchtet! Die Entwicklung geht leider seit einigen Jahrzehnten zu immer kurzlebigeren Produkten, die sich kaum noch reparieren lassen. Mit immer neuen Smartphones, Laptops und Haushaltsgeräten verdient die Industrie mehr Geld als mit langlebigen, reparaturfreundlichen Modellen. Hinzu kommt, dass häufig die verschiedenen Modelle auch unterschiedliche Stecker, Akkus und Ladegeräte benötigen. Die Folgen sind ein immenser Ressourcen- und Energieverbrauch.

Mit der im Sommer letzten Jahres beschlossenen EU-Richtlinie zum Recht auf Reparatur, wird dem nun gegengesteuert, wie Kai Keune erläuterte. Hersteller müssen ihre Geräte nun reparaturfreundlicher auf den Markt bringen und Ersatzteile vorhalten. Sie sind außerdem verpflichtet, ihre Kunden auf die Reparaturmöglichkeiten hinzuweisen. Die Richtlinie muss bis zum Sommer 2026 in nationales Recht übernommen werden. Schon jetzt gelten aber für Smartphones und Tablets neue Standards zu Reparierbarkeit, Haltbarkeit, Vorhaltung von Ersatzteilen und Softwareupdates. Für Verbraucher und Verbraucherinnen lassen sich langlebige und leicht reparierbare Geräte anhand des neuen EU-Labels leicht erkennen. Kai Keune rief seine Zuhörerschaft dazu auf, diese Vorgaben zu nutzen und beim Neukauf von Geräten stärker auf Langlebigkeit und Reparaturfreundlichkeit zu achten. Bei defekten älteren Geräten könne man auch ein Reparaturcafé aufsuchen, das bei der Reparatur hilft.

Das war das Stichwort für Siegfried Mutschler-Firl vom Reparaturcafé Karlsruhe und Andreas Heimberg vom Reparaturcafé Remchingen, um einen Einblick in die Praxis der Reparaturcafés zu geben. Die ehrenamtlichen Schrauber und Tüftler helfen Menschen, defekte Geräte, Kleinmöbel und Spielzeug wieder instand zu setzen. Das Ganze in lockerer Atmosphäre bei Kaffee und Kuchen. Die Reparaturcafés sind sehr nachgefragte Einrichtungen, geht es hierbei, wie Andreas Heimberg betonte, nicht nur um irgendwelche Geräte, sondern auch und vor allem um das Zwischenmenschliche. In der anschließenden Diskussion über die Organisationsformen von Reparaturcafés, über Haftungsfragen und Zeitaufwand zeigte sich das große Interesse des Publikums, eine solche Einrichtung auch in Waldbronn oder Karlsbad verwirklicht zu sehen. Das wäre sicherlich sehr wünschenswert betonte Brigitte Kalkofen und bot an, verschiedene Interessenten zusammenzuführen.

Wer sich also vorstellen kann, auf dem Gebiet aktiv zu werden, kann sich gerne bei ihr melden (brigitte.kalkofen@web.de).

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