Windenergie in Malsch – Teil 1

Die aktuelle Bürgerbeteiligung mit Offenlage zu den Vorranggebieten für Windenergieanlagen (WEAs) durch den Regionalverband Mittlerer Oberrhein hat auch Malsch mit fünf unterschiedlich großen Gebieten in den Fokus gerückt. Allerdings geht es dabei ausschließlich darum, besonders gut geeignete Flächen für Windenergie in der Region zu sichern. Ob dann tatsächlich Anlagen gebaut werden, kommt auf den Willen der Flächeneigentümer an. Bezogen auf den Bergwald in Malsch ist dies im Wesentlichen die Gemeinde.

Wir, die Fraktion BfU/Grüne sind dafür, die Chance zu ergreifen und auch auf Malscher Gemarkung in naher Zukunft Strom mit Windenergie zu erzeugen. Die Bedingungen für Windenergie sind in unserer Region mit die besten in Baden-Württemberg. Bei der Auswahl der Standorte ist es uns jedoch wichtig, eine sorgfältige Prüfung und Abwägung vorzunehmen, um die Beeinträchtigungen von Mensch, Natur und Landschaft so gering wie möglich zu halten. Finanziell kann die Gemeinde ganz klar davon profitieren, wenn ein Anlagenbetreiber bei uns investieren würde.

Leider werden gerade viele Halbwahrheiten zum Thema Windenergie verbreitet, die dazu dienen sollen, Angst und Misstrauen zu säen. Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken und um sich selbst eine Meinung zu bilden, halten wir es für notwendig, mit einigen klaren Fakten zur Windenergie und deren Umweltauswirkungen einen Beitrag zur Diskussion zu leisten.

In diesem Artikel wollen wir auf die Auswirkungen für Wasser und Boden eingehen.

Beanspruchte Flächen

Die Nabenhöhe der aktuellen WEA für unsere Gegend liegt bei ca. 160 bis 170 m Es gibt aber auch schon Türme mit einer Nabenhöhe von knapp 200 m. Der Rotordurchmesser liegt derzeit bei rund 160 – 170 m. Je höher der Turm, desto größer ist die Fläche, die beim Bau benötigt wird.

Die zum Bau einer modernen Anlage benötigte Fläche liegt bei ca. einem Hektar (10.000 m²). Der größte Teil davon kann nach Fertigstellung der Anlage wieder begrünt werden. Ein großer Teil der Fläche wird nur eingeebnet. Ca. 2.000 m² davon gehen für das Fundament (ca. 500 m², teilweise mit Erde überdeckt) und die Kranstellfläche (ca. 1.500 m² geschottert) während der Betriebsdauer der Anlage der Natur verloren.

Hier liegt der große Unterschied zwischen Wald und Offenland. Während Äcker und Wiesen nach dem Bau (bis auf Fundament und Kranstellfläche) wieder wie vorher genutzt werden können, muss der Wald gerodet werden. Die Flächen im Wald kann man jedoch ebenfalls wieder begrünen, allerdings nur mit Hecken oder Grünland. Wald geht also verloren aber es entstehen Waldrandstrukturen im Wald. Das hat aber auch für bestimmte Pflanzen- oder Tierarten durchaus positive Auswirkungen.

Zuwegungen

Die Zufahrtswege zu den Baustellen müssen auf eine Breite von 4,5 m ausgebaut werden, was eine durchschnittliche Verbreiterung normaler Waldwege um etwas mehr als einen Meter bedeutet. Zudem ist ein Lichtraumprofil von 6 – 7 Metern erforderlich, welches den Abstand zwischen den benachbarten Bäumen definiert. Dieses ist bei normalen Waldwegen zumeist bereits gegeben.

Problematisch sind die Kurven der Waldwege. Da die Rotoren ca. 80 m lang sind, bekommt man sie im Wald nicht so einfach um die Ecken. Dort muss bei engen Kurven viel gerodet werden. Um dies zu minimieren, sollten die Wege möglichst kurz und gerade angelegt bzw. die Standorte entsprechend geplant werden. Es gibt noch eine andere Möglichkeit, die sog. Selbstfahrer. Das sind spezielle Fahrzeuge, die die Rotoren beim Transport schräg aufstellen können und somit die Fahrzeuglänge vermindern und den Radius verringern. So wird in Kurven weniger Fläche verbraucht.

Anschluss an das Stromnetz

Die Anschlussleitung zum Stromnetz oder einem kleinen Umspannwerk, wird meist in die Waldwege eingepflügt. Damit ist kein großer Eingriff verbunden.

Boden: Es entsteht Versiegelung durch das Fundament und Teilversiegelung durch die geschotterte Kranstellfläche (Teilversiegelt bedeutet, dass ein Teil des Niederschlagswassers versickern kann, der Rest fließt seitlich in den Waldboden, wie das auch bei den meisten Straßen außerorts der Fall ist). Die ca. 500 m2 versiegelte Fläche sind nicht von der Hand zu weisen. Aber wenn man überlegt, dass manches Einfamilienhaus mit Hof und Garage auch 300 m² in Anspruch nimmt, relativiert sich das ein wenig. Bereits 10 Einfamilienhäuser versiegeln so viel Fläche wie eine WEA. Die Anlage kann allerdings Strom für etwa 4000 2-Personen-Haushalte liefern.

Wasser: Es gibt einen wichtigen Unterschied zwischen den meisten Häusern, Höfen und Straßen (innerorts) und den Windenergieanlagen: Die Privatflächen werden zumeist in die Kanalisation entwässert, das Regenwasser geht also dem natürlichen Kreislauf komplett verloren. Das Wasser, das auf die Flächen der WEA fällt, versickert zum größten Teil oder verdunstet und bleibt deshalb wieder an Ort und Stelle (oder wenige Meter versetzt) Teil des natürlichen Wasserkreislaufs, kann also zur Grundwasserneubildung beitragen und Quellen speisen.

Die Behauptung, dass WEA zu Hochwasser oder versiegenden Quellen beitragen, ist eine völlige Überhöhung der möglichen Auswirkungen. Jede Straße, jeder Waldweg hat ähnliche Auswirkungen. Die Straße von Malsch nach Völkersbach hat bei überschlägiger Rechnung eine gleiche versiegelte Fläche wie ca. 70 WEA-Fundamente (und ist nicht teilweise mit Erde bedeckt). Das Wohngebiet Malscher Weg in Völkersbach hat eine versiegelte Fläche von ca. 8.200 m² (Quelle: Umweltbericht zum B-Plan) das entspricht ca. 16 WEA. Das Wasser kann hier jedoch nicht versickern, sondern wird bis auf einen kleinen Teil, der in Zisternen gefasst wird, Hochwasser fördernd, direkt in die Kanalisation eingeleitet.

Noch ein Weg, mögliche Wirkungen abzuschätzen ist der, die veränderte Fläche mit der gesamten Bergwaldfläche (ca. 1.450 ha) ins Verhältnis zu setzen. Selbst wenn man 10 Anlagen annimmt (was sicher die absolute Obergrenze des Möglichen ist) und ihnen jeweils eine versiegelte und teilversiegelte Fläche von 2.500 m² zurechnet, kommt man auf einen Anteil am Malscher Bergwald von 0,17 %. Wenn man die Auswirkungen des Klimawandels auf die Malscher Quellen sieht, ist es sicher sinnvoller, diesen zu bekämpfen als den nicht nachweisbaren Einfluss von WEA auf die Quellen zu beklagen (und den Leuten damit Angst zu machen).

Können die Lasten der Fundamente Auswirkungen auf die Schüttung der Quellen haben? Der Bergwald besteht aus Buntsandstein. Buntsandstein ist ein absolut tragfähiger Baugrund. Die Lasten führen zu keinerlei Veränderungen des wasserführenden Kluftsystems. Hierdurch kann es keine Veränderungen der Quellschüttungen geben, da sich das Gestein nicht zusammenpressen lässt wie ein Schwamm. Noch ein Vergleich: Wenn man von einem Gewicht des gesamten Windrads von 4.000 Tonnen ausgeht, was wirklich viel ist, kann man es ins Verhältnis setzen mit dem Gewicht der ersten 20 Meter Buntsandstein (Dichte im Mittel 2,5g/cm³) unter dem Fundament (500 m²). Was wiegt das? 25.000 Tonnen! Dagegen wirkt doch einen WEA fast schon wieder luftig leicht.

Fortsetzung folgt.

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